PRANGSCHÜTZENGARDE RANTEN

Die Prangschützengarde, die schon seit langer Zeit in Ranten besteht, wurde aus freiwilligen Bauern, deren Söhnen und Knechten, zum Schutz vor feindlichen Einfällen und Räuberbanden gegründet. Hauptmann und Offiziere wurden von der freien Bauernschaft gewählt.

Der Schutz der kirchlichen Prozessionen mag in der Reformationszeit notwendig gewesen sein, und im Allgemeinen führt man den Brauch der Begleitung der Prozession auf diese Zeit zurück.

In der Gegenreformation, im 17. Jahrhundert, wurden dann die Schützen als symbolische Schutztruppe ein Teil der von Kapuzinern geförderten Zeremonien bei Prozessionen im benachbarten Lungau. Neben der Begleitung des Allerheiligsten stellten sie auch biblische Szenen dar.

Ende des 17. - Anfang des 18. Jahrhunderts, sind dann die Bräuche von den meisten steirischen Pfarren des Archidiakonats Lungau, zu denen Ranten bis 1729 gehörte, übernommen worden. Für Ranten lässt sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts (um 1740) die Teilnahme von Schützen an Fronleichnamsprozessionen nachweisen. Der damalige Pfarrer von Ranten weist in seinen Abrechnungen einen Betrag als Zuschuss für die Verköstigung der Schützenoffiziere aus.

Es ist durchaus möglich, dass in der wichtigen Pfarre Ranten schon längere Zeit vorher die Schützen bestanden haben und solche Bräuche durchgeführt bzw. gepflegt wurden.

 

Zwischen 1786 und 1795 gab es in Ranten keine Fronleichnamsprozessionen; diese waren aufgrund der Josephinischen Kirchenordnung eingestellt worden. Es kann angenommen werden, dass ab 1781, wie in anderen Orten auch, in Ranten keine Schützen an den Prozessionen teilnehmen durften. 1796 wird Fronleichnam wieder mit einer Prozession gefeiert, der Beitrag des Pfarrers für die Schützen ist belegt. 1813 wird wieder keine Prozession abgehalten, der Pfarrer zahlt den Schützen aber einen kleinen Betrag für die Hilfe bei der Verbergung des Kirchensilbers während der Truppenaufmärsche der Franzosen aus.

Seit 1837 scheint in den Aufzeichnungen kein Beitrag des Pfarrers mehr auf.

Erwiesen ist auch, dass in Ranten in der Franzosenzeit (um 1800), ein Wachlokal der Schützen unterhalten wurde. Aufgrund der Landwehrverordnung hat Erzherzog Johann gemeinsam mit Bewohnern anderer obersteirischer Orte an einer kriegerischen Auseinandersetzung mit den Franzosen bei St. Michael bei Leoben teilgenommen (1809).

 

UNIFORM UND FAHNEN

Da die heutigen Uniformen der Schützen den Uniformen der regulären französischen Truppen dieser Zeit gleichen, ist anzunehmen, dass eine gemeinsame Einkleidung damals vorgenommen wurde. Diese Art dieser Uniformierung hat sich bis heute erhalten.

Die Offiziersuniform besteht aus einem Helm mit Federbusch, grünem Offiziersfrack mit goldenen Brustborten, Schulterepauletten und roten Aufschlägen, weißen Hosen mit roten Lampassen, nach Dienstgrad verschieden, und Säbel.

Die Mannschaftsuniform besteht aus schwarzen Bärenfellmützen mit weißen Federbuschen für die Schützen, braunen Federbuschen für die Chargen, einem braunen Frack mit weißen gekreuzten Riemen für Pulvertasche und Bajonett sowie weißen Hosen mit roten Lampassen, Vorderladergewehren für die Zugsführer bzw. Karabinern und „Werndln“ für die „gemeinen“ Schützen.

Die Patronenträger sind mit weißem Hemd, kurzer Lederhose, darunter eine lange weiße Unterhose, grünen Stutzen und Hut mit Hahnenfedern eingekleidet.

Zur Ausstattung der Garde gehören zwei Fahnen, die sich als Ehrenfahne sowie als Drehfahne dem Begriff und der Verwendung nach unterscheiden.

Die Ehrenfahne ist auf einer Seite rot-weiß, in ihrer Mitte befindet sich ein Bild des Schutzpatrons von Ranten, des heiligen Bartholomäus. Auf der grün-weißen Rückseite ist der österreichische Doppeladler, das Wappen des Kaisers, abgebildet.

Die Drehfahne besteht aus weiß-grüner Seide und wird am Bartholomäus Sonntag von den Fähnrichen kunstvoll zu den Klängen der Musik für den geehrten Gast nach den seit jeher überlieferten Regeln geschwungen.

 

ORGANISATION

Die Garde untersteht auch heute noch symbolisch der Kirche bzw. ist dem in Ranten zuständigen Pfarrer unterstellt. Die Abläufe in und rund um die Garde sind durch Vereinsstatuten geregelt, wobei auch heute noch die Geschicke der Garde von den Hauptleuten, Offizieren und Chargen gelenkt werden.

Die Gesamtstärke der Prangschützengarde variiert je nach Ausrückungstermin zwischen 45 und 60 Mann.

Heute wird ausnahmslos jede Ausrückung der Prangschützengarde Ranten in Vollformation durch unsere Schützenmusikkapelle - welche sich aus den Reihen des Musikvereins Ranten rekrutiert - in ihren Uniformen, welche an jene der Garde angelehnt sind, begleitet.

Die Einkleidung der Schützenmusikkapelle mit ihren heutigen Uniformen erfolgte um 1950 unter der Führung des damaligen Schützenhauptmannes Karl Spreitzer und des Kapellmeisters Franz Auer sen. Es ist immer ein besonderes Ereignis und erhebendes Gefühl, wenn die Musikkapelle die Prangschützengarde begleitet und dadurch unsere Ausrückungen durch ihr klingendes Spiel aufwertet.

Die Prangschützengarde Ranten ist Mitglied im Bezirksverbandes der Bürger- und Schützengarden des Bezirkes Murau, welcher die Dachorganisation aller 5 Garden des Bezirkes darstellt.

Im Jahr 2012 erfolgte, unter dem Titel „Festbrauch der Bürger- und Schützengarden des Bezirkes Murau“, die Aufnahme der Prangschützengarde Ranten in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich der UNESCO.

 

JAHRESABLAUF

Schützenlernen

Am Wochenende vor dem Bartholomäussonntag sind die Schützen und Beitrittsanwärter aufgerufen, zur Messe in die Pfarrkirche zu kommen. Im Anschluss an die Messe werden die Uniformen in unserem Schützenraum im Dachgeschoß des Gemeindehauses ausgefasst und es wird am Vorplatz der Freiwilligen Feuerwehr eingehend exerziert.

Ausklang findet dieser Tag mit einem „Schützenbier“, wo alle Schützen- und Musikkameraden eine Stärkung erhalten.

 

Bartholomäus-Sonntag

Nach dem Weckruf durch die Böllerschützen um 5 Uhr, treffen um 6 Uhr die Schützen und die Musik am Dorfplatz ein und formieren sich beim Gemeindeamt.

Nach einer halben Stunde exerzieren unter dem Kommando des Feldwebels, nimmt dieser von den Zugsführern den Rapport ab. Daraufhin meldet der Feldwebel dem Leutnant die Stärke der Mannschaft, dieser wiederum dem Oberleutnant, der die Meldung an den Hauptmann weiterleitet. Der Hauptmann schreitet die Formation ab und lässt präsentieren.

 

Auf sein Kommando „Fahne“ an den Leutnant, lässt dieser mit den zwei Fahnenchargen die Fähnriche mit den Fahnen unter musikalischer Begleitung in die Kompanie eintreten. Im Gleichschritt marschiert die Kompanie hinter der Musik Richtung Kirche, wo um 7 Uhr das Schützenamt zelebriert wird.

 

Die Pause bis zum nächsten Antreten um 8:30 Uhr wird mit dem gemeinsamen Frühstück beim GH Hammerschmied überbrückt.

 

Nach erfolgtem zweitem Antreten wird wieder Richtung Kirche zum Hochamt marschiert und vor der Kirche Aufstellung genommen. Während des Hochamtes wird zum Evangelium und zur Wandlung eine Salve abgefeuert. Nach dem Hochamt hat die Garde die Aufgabe, das Allerheiligste bei der Prozession durch den Ort zu bewachen.

An vier Stationen wird während der Prozession das Evangelium verkündet, wobei jeweils eine Salve abgeschossen wird. Nach der Rückkehr zur Kirche ist das Vormittagsprogramm für die Schützen beendet.

Um 13:30 wird abermals angetreten, um zur Kirche zum Segen aufzumarschieren. Im Anschluss wird mit dem Abschießen der Ehrensalven begonnen, wobei nach jeder Generaldecharge die Fahne, mit Musikbegleitung, geschwungen wird.

Das Abschießen der Ehrensalven erstreckt sich bis in die Abendstunden, wobei die letzten Ehrensalven als Dank der Musik und dem Hauptmann gewidmet werden.

Zu unserem Kirchweihfest dürfen wir neben der ansässigen Bevölkerung, der Bevölkerung aus den Nachbargemeinden, auch Rantner, die es in die weite Welt verschlagen hat und auch immer wieder hochrangige Persönlichkeiten aus nah und fern, begrüßen.

Als weiterer Fixpunkt in unserem Jahresablauf sei noch der „Schützensonntag“ erwähnt, der immer am 1. Sonntag im Oktober stattfindet. Im Anschluss an das Hochamt, welches für die verstorbenen Kameraden stattfindet, wird zum Gasthof Hammerschmied marschiert, wo die Jahreshauptversammlung abgehalten wird, Ehrungen durchgeführt werden und nach dem Mittagessen der Nachmittag gemütlich bei einer zünftigen Partie „Schmaragln“ seinen Ausklang findet.

Seit einigen Jahren veranstaltet die Prangschützengarde im Winter ein Eisstockturnier, zu dem Mannschaften der Rantner Vereine und der Garden und Schützenmusikkapellen des Bezirkes eingeladen sind.

Gelegentliche Ausrückungen zu Festen befreundeter Garden, sowie die Teilnahme an Brauchtumsfesten wie dem Villacher Kirchtag und der Schützenausflug stellen weitere kameradschaftliche Höhepunkte im Schützenleben dar.